Leisten die Reichen in der Schweiz einen überdurchschnittlichen Anteil am Steueraufkommen? Glaubt man einer in der NZZ abgedruckten Statistik der OECD (01. Nov. 2011, S. 27), so tragen in der Schweiz die reichsten zehn Prozent nur 20,9% des Steueranteils, während ihr Anteil am Gesamteinkommen des Landes aber 23,5% ausmacht.
Diese Feststellung ist durchaus brisant, wird doch immer behauptet, die Reichen und Reichsten leisteten Überdurchschnittliches beim Steueraufkommen. Gemäss diesen Zahlen leisten sie allerdings nicht einmal das, was ihrem Einkommensanteil am Gesamteinkommen des Landes entspricht.
Der NZZ-Artikel («Wie viel die Reichen bezahlen»), zu dem diese Statistik gehört, befasst sich indes nicht mit den Verhältnissen in der Schweiz, sondern damit, dass in den USA die Reichen einen überdurchschnittlichen oder fairen Beitrag am Steueraufkommen leisten («Die USA haben eines der progressivsten Steuersysteme unter den Industriestaaten». Gut, das mag sein …).
Während die Statistik also die amerikanischen Reichen in ein gutes Licht rückt, lässt sie die Schweizer Reichen schlecht aussehen. Hat dies die Redaktion der NZZ überhaupt bemerkt? Wie viele der Lesenden?
Statistiken sind immer mit Vorsicht zu lesen und zu geniessen, besonders wenn die Datenbasis nicht bekannt ist. Die Aussage zur Schweiz ist aber erstaunlich genug, und würde weitere Recherche rechtfertigen.